Back to Hörproben und Gedanken

Musik in der Kirche

Seit Februar 2016 habe ich die wundervolle Aufgabe, Musik in der reformierten Neumünster-Kirche in Zürich zu machen. Gemeinsam mit meinen Musikerkollegen und in Absprache mit der Kirchgemeinde konzipiere, plane und gestalte ich die Kirchenmusik am Neumünster als Organistin und Kantorin.

Neben dem Orgelspiel bei den sonn- und feiertäglichen Gottesdiensten in der Kirche besteht meine Arbeit im Planen und Durchführen von Konzerten und Konzertreihen unterschiedlichster Art, sowie im Gestalten der Gottesdienste in Altersheimen oder mit Kindern und Familie.

Die einmalige „Alte-Tonhalle-Orgel“, ein Instrument der Firma Kuhn, welches 1872 für die Alte Tonhalle in Zürich erbaut und 1994 technisch komplett erneuert ins Neumünster überführt wurde, ist für mich Arbeitsplatz und Inspirationsquelle.

Es ist mir ein großes Anliegen, dass diese wunderbare Orgel einem breiten Publikum bekannter wird und dass die Menschen im Quartier erfahren, was für einen musikalischen Schatz sie direkt vor der Haustür haben.

So gibt es seit Januar 2017 die „Orgelmatineen auf der Empore – Orgelmusik zum Hören und Sehen“ an jedem ersten Samstag im Monat, bei denen das Publikum mit beim Organisten oder der Organistin auf der Empore sitzt und so nicht nur zuhören, sondern beim Musizieren auch zuschauen kann.

Ferner führen wir einmal jährlich eine „Ökumenische Orgelserenade“ durch, ein geführter Orgelspaziergang in Kooperation mit den beiden katholischen Nachbargemeinden St. Anton und Erlöser – ein Projekt, welches mir nicht nur wegen der drei besonderen Instrumente, sondern auch wegen des ökumenischen Miteinanders sehr am Herzen liegt.

Und „last but not least“ findet einmal jährlich im Herbst ein Orgelkonzertzyklus statt, bei dem in vier hochkarätigen Konzerten internationale Gäste im Neumünster konzertieren.

Zusätzlich zu meiner Tätigkeit als Organistin leite ich den Projektchor „Cantolino“ und den freien Kammerchor „TonArt Zürich“, bringe also auf diese Weise verschiedenste Menschen durch die Musik zusammen und habe die Möglichkeit, mit ihnen sowohl einfach verständliche Kirchenlieder wie auch komplexe Chormusik zu erarbeiten.

In den protestantischen Kirchen wird Musik von jeher als eines der zentralen Mittel der Verkündigung angesehen; durch die Kirchenmusik bekommen die Menschen einen emotionalen, spirituellen Zugang zu religiösen Themen und ihrem persönlichen Glauben.

Zudem ist Kirchenmusik Kulturpflege; das überaus reiche Repertoire an geistlicher Musik ist ein Kulturgut, welches es zu bewahren, lebendig zu erhalten und weiterzugeben gilt. Nicht umsonst ist Ende 2017 der Orgelbau und die Orgel von der Unesco zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt worden – in der Begründung für diese Entscheidung wird vor allem die Synthese aus Tradition und Innovation hervorgehoben.

So hoffe ich, mit meinem kirchenmusikalischen Wirken Menschen berühren zu können und auf diese Weise meinen Beitrag zur  Verkündigung des Evangeliums zu leisten.

Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik. Das wird klar aus dem Beispiel Davids und aller Propheten, die alles, was sie zu sagen hatten, in Metren und Gesängen ausdrückten.

Martin Luther (1483-1546)

Back to Hörproben und Gedanken